Einen Hund zu halten ist für viele Menschen eine große Freude. Doch mindestens genauso groß ist die Verantwortung gegenüber dem Tier, aber auch den Mitmenschen. Die meisten Unfälle mit Hunde-Beteiligung, sei es durch Bisse oder Bellen, das zu einem Sturz führt, sind die Folge von mangelndem Wissen über die Führung der Hunde und deren Körpersprache. Um Ihr Wissen im Umgang mit Ihrem tierischen Freund zu testen und Verantwortung zu übernehmen, stellen verschiedene Verbände und Vereine die Möglichkeit zur Verfügung, einen Hundeführerschein zu erwerben. Wie den „normalen“ Führerschein erhalten Sie ihn nach dem Bestehen einer theoretischen und praktischen Prüfung. Wir wollen Ihnen einen Überblick geben, für wen der Hundeführerschein lediglich sinnvoll und für wen er tatsächlich Pflicht ist. Außerdem geben wir Ihnen einen Überblick über die Prüfungsinhalte und den -verlauf.
Hundeführerschein oder Sachkundenachweis?
Häufig stellt sich die Frage: Brauche ich einen Hundeführerschein? Das Wort „brauchen“ ist hier relativ, denn nur in bestimmten Fällen wird der Hundeführerschein gefordert. Der Hundeführerschein attestiert, dass Tier und Halter nicht nur gefühlt, sondern wirklich ein unzertrennbares Team sind, das sich blind aufeinander verlassen kann. In den Prüfungen wird zum einen das theoretische Wissen über eine tiergerechte Haltung abgefragt, bevor es zum praktischen Test in einen vollen Park, die Innenstadt oder auf den Hundeplatz geht.
Doch Vorsicht: Der Hundeführerschein darf nicht mit dem Sachkundenachweis verwechselt werden! Da der Hundeführerschein aber umfangreicher ist, wird er je nach Bundesland dennoch als Sachkundenachweis anerkannt. Während der Hundeführerschein meistens auf freiwilliger Basis abgelegt werden kann, fordern Behörden den Sachkundenachweis von Gewerbetreibenden (Hundetrainern, Züchtern etc.), nach gerichtlicher Anordnung nach einem Zwischenfall oder situativ von Haltern von Listenhunden (je nach Bundesland). Unterschiedlich sind die beiden Nachweise auch in der Laufzeit. Denn der Sachkundenachweis gilt ein Leben lang und für jeden Hund.
Der Hundeführerschein gilt allerdings nur für den Hund, mit dem Sie die Prüfung absolviert haben, und müsste mit dem nächsten Hund neu abgelegt werden. Hier wird auch ein weiterer Unterschied deutlich: Der Sachkundenachweis legt den Fokus auf den Hundehalter. Das heißt, Sie als Hundehalter beweisen Ihre Kenntnis über den artgerechten Umgang mit Ihrem vierbeinigen Begleiter, der Ihnen die meiste Zeit dabei zuschauen darf. Beim Hundeführerschein steht Ihre Fellnase allerdings genauso im Mittelpunkt wie Sie. Hier gilt es, den Prüfern, die einem Verband angehören, zu beweisen, dass Sie als „Dream-Team“ unschlagbar sind.
Was wird geprüft?
Der Führerschein ist der Nachweis, dass Sie Ihren treuen Begleiter in sämtlichen Alltagssituationen unter Kontrolle haben und über das Wissen verfügen, was Ihr Hund benötigt oder wie er in verschiedenen Situationen reagiert. Nur wer über die nötige Expertise verfügt, kann tiergerecht und verantwortungsvoll führen. Die Prüfung umfasst einen theoretischen Teil, der zwischen 30 und 40 Multiple-Choice-Fragen zum Hundeverhalten, der Erziehung und der artgerechten Haltung umfasst. Von Bundesland zu Bundesland können die Fragen und Themengebiete jedoch unterschiedlich sein.
Hier ein kurzer Überblick über mögliche Themen:
- Sozialverhalten (Wie reagiert Ihr Hund auf andere Tiere?)
- Erziehung, Pflege, Ernährung (Alles rund um eine tiergerechte Haltung)
- Gefühle, Emotionen erkennen (Angst, Aggression, „Der will nur spielen“)
- Hunderassen, Fortpflanzung (Allgemeinwissen über Hunde)
- Gesetze und Rechte in der Hundehaltung
Die praktische Prüfung testet Ihr Wissen und Ihre Handlungen in der Praxis. Um zur praktischen Prüfung zugelassen zu werden, müssen Sie die Theorieprüfung mit mindestens 80 Prozent bestanden haben. In der Praxis dürfen Sie in rund 60 Minuten Ihr Können unter Beweis stellen und zeigen, dass Ihr geliebter Begleiter auf Ihr Wort hört. Darin bewerten speziell geschulte Prüfer auch das vorausschauende Denken des Halters.
Wichtige Prüfungspunkte:
- Hört der Hund auf Kommandos? (Sitz, Bleib etc.)
- Bricht er Handlungen ab, wenn Kommandos kommen?
- Läuft Ihr Hund an der lockeren Leine oder zieht er?
- Wie reagiert er in bestimmten Situationen (Menschenmenge, Autos, Hunde etc.)?
Wo können Sie Ihren Hundeführerschein machen und was kostet er?
Die Nachweise können Sie bei verschiedenen Verbänden, wie dem Internationalen Berufsverband der Hundetrainer und Hundeunternehmer (IBH), dem Dachverband für Haustierverhaltensberatung in Europa (DHVE), der Interessengemeinschaft unabhängiger Hundeschulen (IG Hundeschulen), dem Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater (BHV), dem Verband für das deutsche Hundewesen (VDH) oder auch der Tierärztekammer erwerben.
Die Kosten belaufen sich je nach Verband auf 90 bis 130 Euro. Einige Anbieter stellen für einen bestimmten Betrag Vorbereitungskurse und vorbereitendes Prüfungsmaterial zur Verfügung, die den Preis bestimmen. Doch egal, was die Prüfung kostet, die gemachte Erfahrung mit Ihrem tierischen Freund ist unbezahlbar.
Ist der Hundeführerschein Pflicht?
Ein großes Problem mit dem Hundeführerschein ist es, dass es wie so häufig im Tierbereich keine einheitliche gesetzliche Regelung gibt. So benötigen Sie in einigen Bundesländern (z. B. Schleswig-Holstein, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen) einen Hundeführerschein, damit Sie einen Listenhund halten dürfen. Dafür bringt der Hundeführerschein beispielsweise in Bayern finanzielle Vorteile bei der Hundesteuer. In Hamburg hingegen entfällt die gesetzliche Leinenpflicht für geprüfte Hundehalter und deren Hunde.
Teilnahmevoraussetzungen für die Prüfung:
- Der Halter muss das 15. Lebensjahr vollendet haben
- Der Hund muss einen vollständigen Impfschutz vorweisen
- Der Hund muss einen Identifikationsnachweis (Microchip) haben
- Es muss eine Haftpflichtversicherung für den Hund vorliegen
- Der zu prüfende Hund muss mindestens zwölf Monate alt sein