Im Gespräch mit…
Sabine Siefert, Hundetrainerin und Expertin für Krallenpflege
Es freut uns, Ihnen einen neuen Gesprächspartner vorzustellen: Sabine Siefert, Hundetrainerin mit langjähriger Erfahrung und Expertin im Bereich der Krallenpflege für Hunde. In ihrer täglichen Arbeit vermittelt sie nicht nur grundlegende Hundetrainingstechniken, sondern legt auch großen Wert auf die richtige Pflege und Gesundheit der Hunde. Besonders wichtig ist ihr hierbei die Krallenpflege. Mit ihrem Wissen unterstützt sie Hundebesitzer, die oftmals unterschätzte, aber äußerst wichtige Pflege der Krallen richtig umzusetzen. Durch das Schärfen des Bewusstseins für die Notwendigkeit der Krallenpflege macht sie die Welt der Hunde fairer und besser.
Mit Frau Siefert haben wir die Gelegenheit, mehr über die Bedeutung der Krallenpflege und ihre Praxis zu erfahren. Im Gespräch gehen wir darauf ein, warum Krallenpflege so wichtig für das Wohlbefinden eines Hundes ist und wie Hundebesitzer die richtige Pflege gewährleisten können. Besonders spannend wird der Einblick in ihre Online-Kurse zu Hundetraining und zur Krallenpflege.
TierFair.de: Guten Tag, Frau Siefert, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch nehmen. Auf Ihrer Webseite sprechen Sie davon, dass Sie selbst bei der Erziehung Ihres ersten Hundes Schwierigkeiten hatten. Möchten Sie davon erzählen? Vielleicht kennt ja der ein oder andere Leser Ihre Situation?
Sabine Siefert: Das ist eine ganz interessante Geschichte. Meine erste Hündin Ginger war nicht das „Perfect Match“, weil sie eine sehr starke Hündin war, die ich unbedingt wollte, weil ich das Gefühl hatte, von ihr Sicherheit zu bekommen. Letztendlich ist es allerdings genau andersherum mit Tieren – das heißt, starke Tiere benötigen eine sehr, sehr starke Führung. Dementsprechend hat das erstmal nicht so gut harmoniert. Es ist, denke ich, eine häufige Situation, dass man sich Hunde aussucht, die nicht wirklich passen, weil man das „Unpassende“ anziehend findet. Etwas, was ich sehr häufig erlebe, ist, dass Leute einen sportlichen Hund auswählen, weil sie gerne mehr Sport machen möchten, eben weil sie eher unsportlich sind. Oder dass man einen sehr starken Hund möchte, weil man die Stärke toll findet, aber man sie selbst nicht hat. Das ist etwas, was ich von meinem ersten Hund sehr deutlich gespiegelt bekommen und schnell gelernt habe. Hundeerziehung ist eine obligatorische Sache. Sie ist wirklich wichtig, auch wenn man denkt, der Hund muss nichts Besonderes können. Hunde empfinden in vielen Situationen sehr viel Stress. Für den Hund ist es wichtig, sich mit ihm auseinanderzusetzen, ihn zu verstehen, ihn zu lesen und zu lernen, wie man richtig mit dem Hund umgeht.
TierFair.de: Sie arbeiten selbstständig als Hundetrainerin und führen auch Hausbesuche durch. Gibt es eine Geschichte, die Sie besonders berührt hat und an die Sie immer wieder denken müssen?
Sabine Siefert: Es gibt tatsächlich einen Fall, der besonders aus den Einzelunterrichtsstunden heraussticht. In der Regel finden diese in einem Umkreis von rund 30 Kilometern statt, doch bei diesem Fall war es eine Fahrstrecke von 90 Kilometern. Bei diesem Fall knurrte ein Familienhund das Kind an, was die Familie überforderte und sie daraufhin überreagierten und den Hund ins Tierheim gaben. Sie wussten nicht, wie sie ihn trainieren sollten, aber es war sehr schnell klar, dass sie den Hund wieder in die Familie holen wollten. Den Hund wieder nach Hause zu bringen war aber leider eine langwierige Situation, da das Tierheim ihn zunächst nicht zur Familie lassen wollte. Mit einem Anwalt war es dann jedoch möglich, das Tierheim zu überzeugen, dass der Hund trainierbar ist und auf Dauer keine Gefahr darstellt. Es war ein sehr schöner Moment, den Hund im Kreis der Familie zu sehen und dort mit ihm zu trainieren. Mittlerweile lebt die Familie ganz entspannt mit dem Hund zusammen.
TierFair.de: Sie legen großen Wert auf die Krallenpflege. Gibt es einen besonderen Hintergrund oder eine persönliche Geschichte, weshalb Sie sich auf dieses Thema spezialisiert haben?
Sabine Siefert: Ich habe vor zwei Jahren einen Hund übernommen, der mit einem Obdachlosen auf der Straße gelebt hatte. Der Besitzer hatte im Laufe der Zeit ein schweres Alkoholproblem bekommen, bis er den Hund nicht mehr betreuen konnte. Der Hund war dementsprechend ungepflegt und hatte Krallen, die so lang waren, wie ich sie zuvor noch nicht gesehen habe. Die langen Krallen waren nicht nur viel zu lang, sondern aufgrund der mangelhaften Ernährungsgrundlage auch gesplittert. Mir war zunächst gar nicht klar, wie ich mit der Krallenpflege beginnen sollte, da der Hund schon gar nicht mehr gerade stehen konnte. Ich wusste, dass etwas gemacht werden musste, aber ich war tatsächlich im ersten Moment überfragt. Ich habe dann festgestellt, dass ich bei allen Seminaren und Hundetrainerausbildungen den Umgang mit einer derartigen Situation nicht sinnvoll gelernt hatte. Daraufhin habe ich mir Hilfe bei einer Hundetrainerin aus den Niederlanden gesucht, die mit einem Tierarzt zusammenarbeitete, wo ich dann erstmal lernte, wie eine Hundekralle aufgebaut ist und wie man diese pflegen kann. Da es meinen eigenen Hund betraf, der nach wie vor bei mir ist, wurde die Krallenpflege zu einer Herzensangelegenheit. Daraufhin habe ich festgestellt, dass, wenn man darauf sensibilisiert ist, wie viele Hunde, die ich in meinen Trainingseinheiten oder auf der Straße sehe, viel zu lange Krallen haben. In den Gesprächen mit den Besitzern stellt man dann fest, dass sie überhaupt kein Bewusstsein für die richtige Pflege haben. Viele Leute glauben, dass sich die Krallen von alleine abnutzen, wenn sie zum Beispiel über eine geteerte Straße laufen.
TierFair.de: Die Krallenpflege ist ein Thema, das viele Hundebesitzer oft unterschätzen. Welche Folgen kann eine unzureichende Pflege für die Tiere haben?
Sabine Siefert: Es ist so, dass oftmals das Bewusstsein fehlt, ab wann eine Kralle zu lange ist und dass sie auch Auswirkungen auf den Bewegungsapparat der Hunde haben kann. Der Hund trägt durch zu lange Krallen, die nach vorne wachsen, Haltungsschäden davon. Die Krallen stören und blockieren das Abrollen, weshalb der Hund häufig nicht richtig und vor allem schief auftritt. Das hat Auswirkungen auf den gesamten Bewegungsablauf, auf die Gelenke und Sehnen. Viele Alterserscheinungen sind oft Resultate langjähriger Fehlstellungen durch fehlende Krallenpflege.
TierFair.de: Was würden Sie sagen, sind die größten Herausforderungen, denen Hundebesitzer bei der richtigen Krallenpflege gegenüberstehen?
Sabine Siefert: Die Angst, den Hund zu verletzen, ist durchaus berechtigt, vor allem, wenn man die Kralle zu kurz schneidet. Es ist ein Gefühl wie beim Fingernagel und blutet auch sehr stark. Wenn man allerdings weiß, worauf man achten muss, ist es ausgeschlossen, dass man den Hund verletzt. Wenn man genau hinschaut, wo das abnehmbare Kronhorn ist und wo der lebendige, durchblutete Teil, das Sohlehorn, beginnt, dann kann nichts passieren. Wir haben auch von vielen Leuten gehört, dass einige Tierärzte das Krallenschneiden gar nicht mehr anbieten. Besonders bei Tierschutzhunden mit extrem langen Krallen ist es wichtig, nicht alles auf einmal zu kürzen, sondern immer Stück für Stück auf die ideale Länge hinzuarbeiten. Viele wissen nicht, was sie tun können, da der Hund häufig schon wegläuft, wenn man mit der Krallenschere kommt. Das Schneiden der Krallen mit einer Schere kann unter Umständen durchaus schmerzhaft für den Hund sein. Wir nutzen hierfür beispielsweise ein Schleifgerät aus der Humanpediküre, da man damit präziser arbeiten kann und es auch schonender für die Kralle ist. Die meisten Schleifgeräte für Hundekrallen sind vergleichbar mit Schleifpapier, und wir wissen selbst, wie unangenehm es sich anfühlt, wenn wir mit Schleifpapier über unsere Fingernägel gehen, wenn wir dabei die Haut berühren. Zudem wird es auch heiß und ist dann nicht ganz so praktisch. Deshalb haben wir uns für Schleifgeräte entschieden, die für den Humanbereich zugelassen sind, und konnten auch feststellen, dass Hunde, die auf die Pflege vorbereitet wurden, während der Pflege entspannt schlafen. In den sozialen Netzwerken kursieren Videos und Bilder von Kratzbrettern für Hunde, bei denen Personen einfach ein Schleifpapier auf ein Brett spannen und den Hunden beibringen, ihre Krallen dort mehr oder weniger selbst zu kürzen. So gut der Gedanke auch gemeint ist, so gefährlich ist er auch, da die Krallen nicht im richtigen Schleifwinkel abgenutzt werden.
TierFair.de: Haben Sie im Laufe Ihrer Arbeit eine Tendenz bei der Krallenpflege festgestellt? Werden Hunde heutzutage besser gepflegt als früher oder gibt es in diesem Bereich noch großen Verbesserungsbedarf?
Sabine Siefert: Insgesamt hat sich die Pflege unserer Hunde verbessert. Auffällig ist auf jeden Fall der Unterschied zwischen Hunden aus dem Tierschutz und Hunden von Züchtern, was aber auch ganz normal ist. Bei Tierschutzhunden wachsen die Krallen über Monate hinweg ohne gepflegt zu werden, da ist es schon immer eine kleine Herausforderung. Bei Hunden von Züchtern werden die Halter oftmals besser auf die Krallenpflege, auch bei Welpen, hingewiesen. Das liegt aber auch daran, dass beispielsweise Tierheimen oftmals die Zeit fehlt und die Prioritäten andere sind. Man muss sich vorstellen, dass dort Hunde mit Verletzungen, Parasiten oder Mangelernährung ankommen – da spielt die Krallenpflege logischerweise eine untergeordnete Rolle.
TierFair.de: In Ihrer Arbeit spielen Sie eine wichtige Rolle als Beraterin für Hundebesitzer. Wie können Interessierte mehr über die richtige Krallenpflege lernen?
Sabine Siefert: Bei der Krallenpflege bieten wir ausschließlich Online-Kurse an, weil es sinnvoll ist, den Hund zu Hause langsam an das Schleifgerät zu gewöhnen. Es ist meistens ein Prozess, bis die Hunde Vertrauen gefasst haben und sich an den Krallen auch anfassen lassen und sich an das Schleifgerät gewöhnt haben. Wie lange das dauert, hängt natürlich von der Persönlichkeit des Tieres und der Vorerfahrung des Hundes ab. Also, ob er schlechte oder positive Erfahrungen mit der Pflege hatte oder ob es das erste Mal ist. In speziellen Kursen vermitteln wir das nötige Wissen, wie eine Kralle aufgebaut ist und was bei der Pflege beachtet werden sollte. Wichtig: Um möglichst viele Leute zu erreichen und das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Krallenpflege zu schaffen, sind Basisinformationen komplett kostenlos und ohne Registrierung auf der Webseite einsehbar. Für spezifischere Einblicke gibt es die Möglichkeit, Kurse zu kaufen, in denen z.B. der richtige Umgang mit dem Schleifgerät gezeigt wird oder vermittelt wird, wie man sein Tier am besten daran gewöhnt und welche Position am besten für die einzelne Kralle ist.
Sabine Siefert
Tierverrückt (3 Hunde, Pferd, Ratten & Hühner)
Trainerin für jagdlich motivierte Hunde
Expertin für Krallenpflege beim Hund
Hobbys Dummy Training und Dressur reiten
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