Wenn Ende Oktober die Uhren um eine Stunde zurückgestellt werden, beginnt offiziell die Winterzeit. Für viele bedeutet das in der Nacht von Samstag auf Sonntag: eine Stunde mehr Schlaf – zumindest auf dem Papier. In Wirklichkeit bringt die Zeitumstellung aber einiges durcheinander. Die Tage werden kürzer, es wird früher dunkel, und nicht nur wir Menschen merken, dass „etwas nicht stimmt“. Auch Tiere – ganz gleich ob Haustier oder Wildtier – orientieren sich stark an festen Rhythmen und an der Sonne. Für sie kann die Umstellung besonders verwirrend und manchmal sogar gefährlich sein.
Haustiere und feste Routinen
Alle Lebewesen haben eine innere Uhr in sich. Sie hilft uns dabei, im Einklang mit unserer Umgebung zu leben. Diese sogenannte „biologische Uhr“ steuert nicht nur unseren Schlaf-Wach-Rhythmus, sondern gibt auch Tieren wichtige Hinweise: wann es Zeit ist, aktiv zu werden, wann sie ruhen sollten und wann die besten Chancen bestehen, Futter zu finden oder Beute zu machen.
Ich kenne das nur zu gut: Der geliebte Stubentiger erwacht, kehrt von seinem Streifzug nach Hause zurück und sitzt mit großen, wartenden Augen vor seinem Napf. Mit nur einem Ziel im Kopf streift er um die Beine oder legt sich fast schon provokant auf die Computertastatur: „Hey, steh auf und füttere mich!“ Ein Blick auf die Uhr verrät – Essenszeit. Ja, tatsächlich könnte man die Uhr nach den Gewohnheiten von Katzen und Hunden stellen.
Woran das liegt? Strukturierte Abläufe und Routinen: Futterzeiten, Gassirunden, Spieleinheiten. Doch was passiert, wenn die Uhr eine Stunde zurückgestellt wird? Dann verschiebt sich auch der Hunger, und unsere Fellnasen verspüren früher Appetit oder den Drang, raus zu müssen. Wird die Uhr zurückgestellt, verstehen viele Haustiere nicht, warum ihr Frühstück plötzlich eine Stunde später kommt oder der gewohnte Abendspaziergang noch auf sich warten lässt.
Während verspätete Gassizeiten lediglich zu dem ein oder anderen „Unfall“ führen können, bringt das Ausbleiben des Futters größere Probleme mit sich. So beginnt der Magen in freudiger Erwartung auf das Futter bereits mit der Produktion von Magensäure. Wird das Futter dann verspätet oder gar nicht gegeben, bleibt die Magensäure ungenutzt – das kann die Magenschleimhaut reizen. Die Folge: Manche Tiere zeigen sich dann besonders unruhig oder quengelig oder reagieren gar mit Erbrechen.
Hier stimmt doch was nicht:
Typische Anzeichen nach der Zeitumstellung bei Haustieren:
Unruhe oder Jaulen zur gewohnten Fütterungszeit
Früheres „Betteln“ als gewohnt
Früheres Fordern von Gassigängen
Ungewohntes Verhalten, z. B. Kratzen an Türen oder vermehrtes Miauen
So gewöhnst du dein Haustier sanft an die neue Zeit:
Der Schlüssel liegt in einer schrittweisen Anpassung – ähnlich wie beim Jetlag.
Verschiebe die Routine frühzeitig:
Schon einige Tage vor der Zeitumstellung kannst du die Routine schrittweise verschieben. Etwa 10–15 Minuten pro Tag reichen aus. Wenn dein Hund sonst um 18 Uhr Futter bekommt, stelle die Fütterungszeit z. B. am Dienstag auf 18:10 Uhr, am Mittwoch auf 18:20 Uhr – bis du nach der Umstellung wieder bei 18 Uhr (neuer Zeit) bist.Geduldig bleiben:
Manche Tiere reagieren sensibler als andere. Besonders ältere Tiere oder solche mit festen medizinischen Zeiten (z. B. für Insulin) brauchen etwas länger, um sich umzustellen.Auf Körpersprache achten:
Dein Haustier kommuniziert durch Verhalten. Achte auf Zeichen von Stress und passe dich gegebenenfalls etwas langsamer an.
Sicher und sichtbar durch die dunkle Zeit
Mit jedem Herbsttag zieht die Dunkelheit früher auf, und das Licht verliert an Kraft. Gerade in dieser Jahreszeit ist es besonders wichtig, dass Haustiere im Straßenverkehr gut sichtbar sind. Bei schlechten Sichtverhältnissen durch Dunkelheit, Nebel oder Regen erhöhen reflektierende Halsbänder, Geschirre und Leinen die Sicherheit deutlich. Dabei sollte nicht nur der Hund und sein Halter gut erkennbar sein – auch die Leine spielt eine Rolle. Dunkle Leinen werden von Radfahrern oder Autofahrern schnell übersehen und können so zur Gefahr werden.
Wildtiere während der Zeitumstellung
Die Zeitumstellung betrifft jedoch nicht nur Haustiere. Auch Wildtiere, insbesondere dämmerungsaktive Arten wie Rehe, Füchse, Wildschweine oder Igel, geraten durch die künstliche Verschiebung aus dem Gleichgewicht. Sie orientieren sich nicht an der Uhrzeit, sondern an Lichtverhältnissen und inneren Rhythmen. Sonnenstand und Tageslänge geben vor, wann sie aktiv werden.
Besonders in der Dämmerung sind viele Tiere wie Rehe, Wildschweine, Füchse, Dachse oder Hirsche unterwegs, um im Schutz des Halbdunkels nach Futter zu suchen. Dabei durchqueren sie auf der Suche nach Leckereien wie Mais, Aas, Pilzen, Beeren oder Baumfrüchten auch Straßen – egal ob Autobahnen, Landstraßen, Feldwege oder Ortsdurchfahrten. Mit der Zeitumstellung fällt die Hauptverkehrszeit der Menschen zunehmend in genau diese Phase verstärkter Wildtieraktivität. Das erhöht das Risiko für Wildunfälle erheblich.
Was du als Autofahrer tun kannst:
Besonders vorsichtig fahren in der Dämmerung (morgens und abends)
Tempo reduzieren auf bekannten Wildwechsel-Strecken, vor allem in Waldnähe
Wildwechsel-Schilder ernst nehmen
Fernlicht ausschalten, wenn ein Tier am Straßenrand steht – das Licht blendet und verwirrt es zusätzlich
